Das kleine Glück

Kraftwerkssiedlung

Laubeneingang der Kraftwerkssiedlung in Brieskow-Finkenheerd

Kraftwerkssiedlung

Kartenansicht Laubeneingang der Kraftwerkssiedlung in Brieskow-Finkenheerd (Foto: Andreas Batke)

Das kleine Glück

Eine Bergmannsiedlung in Brieskow-Finkenheerd

Voll ist es in dem kleinen Wohnzimmer. Bücherregale auf der einen, eine Anbauwand auf der anderen Seite. Otto Polomka, jetzt 84, hat diesen Anbau an das Wohnhaus 1995 selbst gestemmt, Hühnerstall und Waschküche dafür abgerissen. Seine Frau Irmgard (85) ist hier, in der Glückauf-Siedlung in Brieskow-Finkenheerd, aufgewachsen: Als ihre Eltern den Mietvertrag unterschrieben, war sie vier. »Das hier«, sagt sie, »war eine reine Bergmannsiedlung.« Und der Anstieg der Einwohnerzahl aufgrund des Kohle-Abbaus rund um die Gemeinde der Grund für ihre Errichtung. Der Architekt Heinrich Tessenow (1876–1950) entwarf sie in den Jahren 1927/28 – zusammen mit der Architektin Frida Schmidt aus Frankfurt (Oder). Tessenow interessierte der „Urtyp“ des Hauses: Seine Siedlerhäuser waren sachlich und schlicht gestaltet und in einen kleinen Nutzgarten eingebettet. Jedes der 31 Häuser in Brieskow-Finkenheerd besteht so aus einem hohen und einem flachen Kubus, wobei der Letztere zumeist die Verbindung zum jeweiligen Nachbargebäude bildet. Gewohnt wird Parterre; der Platz unter den Flachdächern reicht lediglich zum Schlafen. Etwas, das Jahrzehnte später vielen nicht mehr zeitgerecht erscheint. Im Jahr 2002 stellt die Gemeinde darum den Antrag auf Aufhebung des Denkmalschutzes. Mit Erfolg. Viel ist in der Glückauf-Siedlung seitdem überbaut worden. Und auch Bergmänner wohnen dort schon längst nicht mehr. Der alte Straßenname aber wird weiter an sie erinnern: Glück auf!

Wir waren glücklich hier.

Brieskow-Finkenheerd

Kraftwerkssiedlung mit Pyramidendächer in Brieskow-Finkenheerd

Brieskow-Finkenheerd

Kartenansicht Pyramidendächer in der Glückauf-Siedlung Brieskow-Finkenheerd (Foto: Andreas Batke)