Eine Flussgeschichte

An der Oder

Die Kajüte in Ratzdorf

An der Oder

Kartenansicht Die Kajüte in Ratzdorf (Foto: Andreas Batke)

Eine Flussgeschichte

Auf der Oder von Ratzdorf nach Zollbrücke

Eigentlich tut die Oder, was sie will. Oft führt sie so wenig Wasser, dass die Schifffahrt zusammenbricht, und im Winter kommt es zu bedrohlichen Eisstaus. Über wirtschaftliche Interessen bleibt die Natur stets Sieger, denn den Fluss zu beherrschen kostet. Auf diesem Strom muss Mensch sich anders fortbewegen. Die Oder eignet sich an, wer eine Strecke mit den Fluten zurücklegt. Das weiß auch Alexander, ein Zimmermann, der einst auf seiner Walz in Ratzdorf an der Oder abgestiegen war. Seine Wanderschaft begann am Lehrort in Neulietzegöricke im Oderbruch und sollte dort auch enden. Da Alex‘ Lehrbetrieb nur 900 Meter von der Oder entfernt lag – mit dem Ortsschild, über das jeder »fremdgeschriebene Geselle« klettern muss – entschied er, übers Wasser zu kommen, und zwar auf einem Floß, ganz wie die alten Oderflößer. Sein Weg führte ihn zunächst nach Ratzdorf, in die Gast- und Tanzwirtschaft Kajüte. Dort konnte man ihm weiterhelfen. Intuitiv benutzte er den historischen Flößerplatz vis-à-vis. 109 Flusskilometer lagen vor ihm und seinen 13 Freunden. Vier Tage ging die Fahrt den Fluss hinab, vier Tage auf zehn Metern Floß. Die Ruderblätter waren selbst gebaut und die Stiele so lang, dass sie noch in der Flussmitte den Grund berührten. In Zollbrücke erwarteten ihn Meister und Familie. Unter großem Hallo stieg Alex über das Ortsschild. Und die Oder? Alex wird still: »Was für ein unglaublich schöner Fluss, mit seinen dichten Auenwäldern. So eine großartige Natur.«

Was für ein unglaublich schöner Fluss.

Kajüte Ratzdorf

Der Saal in der Kajüte Ratzdorf

Kajüte Ratzdorf

Der Saal in der Kajüte Ratzdorf ist auch mit viel ehrenamtlichem Engagement wieder auf Vordermann gebracht worden. (Foto: Andreas Batke)