Rolf Lindemann
Rolf Lindemann
Der Mann aus dem Westen
Aus dem Ruhrpott an die Spree
Rolf Lindemann, ein junger Verwaltungsjurist aus Kamen/Westfalen, der im Dezember 1989 sein 2. Staatsexamen abgelegt hat, ist auf der Suche nach einer ersten Arbeitsstelle. Über einen SPD-Mann aus Zeust war er durch die Städtepartnerschaft Beeskow–Kamen auf das Städtchen an der Spree gestoßen. Unkompliziert und mit einer entspannten Direktheit, so hatte er die Menschen hier bisher erlebt. Ohne jede Pose, mit kräftigem Händedruck, der ein wenig schmerzte, als ihn Jürgen Schröter, Tierarzt und erster Landrat des Kreises Beeskow, mit den Worten begrüßte: »Und Sie sind also der Mann aus dem Westen.« »1.700 D-Mark gibt der RKV (Rahmenkollektivvertrag) monatlich her. Mehr kann ich Ihnen nicht bieten. Bei all den Problemen hier, die juristische Beratung verlangen, habe ich überhaupt keine andere Wahl. Ich brauche einen West-Juristen.« Am 10. August 1990 war Arbeitsbeginn. »Am Anfang waren eigentlich alle sehr freundlich und euphorisch, bis dann die Treuhand kam und das Betriebssterben begann. Bei all dem Chaos, das in dieser Übergangsphase leicht hätte zur Anarchie führen können, herrschte Aufbruchstimmung. Die Bürger forderten Rechtsberatung ein und gaben sich bei mir die Klinke in die Hand: Betrug durch Zeitungswerber, Machtmissbrauch, Grundstücksfragen, das leidige Generalsspiel.« Angekommen ist Rolf Lindemann in der Region, hat in einem kleinen Dorf bei Beeskow gebaut, eine Familie gegründet. Landrat Schröter hatte ihn sich als seinen Nachfolger gewünscht, doch so weit ist dieser 2002 noch nicht. Erst 2017 wird Lindemann Landrat und führt die Verwaltung bis 2023.
Bei all dem Chaos (…) herrschte Aufbruchsstimmung.