Diesseits von Polen

Silke Thurian

Silke Thurian betreibt ihre Kneipe direkt am Oderdeich.

Silke Thurian

Silke Thurian betreibt ihre Kneipe direkt am Oderdeich. (Foto: Andreas Batke)

Diesseits von Polen

Lebensalltag zwischen Aurith und Urad

Zweimal schrieb die Oder in den vergangenen zwei Jahrzehnten Geschichte, und beide Male war Silke Thurian dabei. Das erste Mal schenkte sie Suppe aus. Das Jahrhunderthochwasser an der Oder hatte am 17. Juli 1997 Brandenburg erreicht, die Ziltendorfer Niederung stand unter Wasser. Bundeswehrsoldaten, freiwillige Helfer, alle bekamen damals von Silke Thurian Suppe ausgegeben. Ein Jahr später eröffnete sie am Deich von Aurith ihre Kneipe. Das Bauernstübchen liegt unmittelbar am Oder-Neiße-Radweg, direkt an der deutsch-polnischen Grenze. Das ist das zweite Kapitel der Odergeschichte, das sie hautnah miterlebt hat: der Beitritt des Nachbardorfs Urad in die Europäische Union am 1. Mai 2004. 15 Jahre später ist Urad so weit entfernt wie eh und je. Um ins Dorf am anderen Oderufer zu gelangen, müsste Thurian mit dem Auto über Ziltendorf und Brieskow-Finkenheerd nach Frankfurt (Oder) fahren, dort über die Stadtbrücke ins polnische Słubice und die Oder hinauf. 40 Kilometer, die auf 500 Meter zusammenschrumpfen könnten, wenn es die lange versprochene Brücke endlich gäbe. Doch die Brücke wird nicht kommen. Stattdessen soll es nun eine Fähre geben, für Radfahrer und Fußgänger. Silke Thurian glaubt nicht daran, dass mit ihr Aurith und Urad wieder ein wenig enger aneinanderrücken. Während sich 20 Kilometer oderabwärts Frankfurt und das polnische Słubice als Doppelstadt für den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2029 bewerben wollen, geht das Leben in Aurith weiter wie zuvor.

Auch eine Fähre würden Aurith und Urad nicht näher zusammenrücken.

Aurith

Oder-Fähre von Aurith nach Urad

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Kartenansicht Oder-Fähre von Aurith nach Urad (Foto: Andreas Batke)