Von »Freunden« besetzt
Fürstenwalde
Fürstenwalde
Von »Freunden« besetzt
Als die »Russen« vor der Haustür lebten
Bernd Heinze hat sie erlebt: die Russen. Direkt vor seiner Haustür. »Russen« zu sagen war verpönt in der DDR. Zu negativ belastet. Und auch geografisch falsch: Schließlich stammten die siegreichen Soldaten der Roten Armee aus der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Nun regierten sie in Berkenbrück. »Die meisten lebten, zumindest in den ersten Jahren nach 1945, in heute noch sichtbaren Senken im Wald, wo sie in ausrangierten Fahrzeugteilen schliefen.« Zu dieser Zeit war Bernd Heinze fünf Jahre alt. Mit einer Nachbarin ist er öfter zu den Russen gegangen, um sich Suppe und Brot zu holen. Denn hinter seinem Wohnhaus standen sie mit Gulaschkanonen. In den zwölf Jahren, in denen die Besatzer in Berkenbrück lebten, waren ganze Straßen im Ort gesperrt. »Nach Fürstenwalde kam man eine Zeitlang nur über die Autobahn oder über Feldwege.« Im März 1957 zog die in Berkenbrück stationierte Einheit nach Wilmersdorf bei Beeskow, ein Teil ins Tanklager im Wald zwischen Fürstenwalde und Berkenbrück. Das 47 Hektar große Areal gehörte zur Garnison Fürstenwalde, das in den Unterlagen der Sowjets als »Militärstädtchen 18« bezeichnet wurde. Aus »Russen« wurden staatlich verordnete »Freunde«. Allerdings: »Wenn die russischen Soldaten zu Fußball- oder Volleyballturnieren zu uns ins Dorf gebracht wurden«, sagt Heinze, »durften sie im Anschluss nicht bleiben und mitfeiern. Es sollten ja keine zwischenmenschlichen Kontakte entstehen.« Anfang der 1990er-Jahre waren die Russen auf einmal »sang- und klanglos weg«, erzählt Heinze. Es habe keine Verabschiedung und später auch keine Kontakte gegeben.
Ich war mit Alexej befreundet.