Plötzlich Marktwirtschaft
Matthias Fleischhauer
Matthias Fleischhauer
Plötzlich Marktwirtschaft
Pneumant in Fürstenwalde
Seit 1968 formierte sich unter dem Markennamen Pneumant ein landesweites Kombinat, dessen Stammwerk in Fürstenwalde beheimatet war. Von den im gesamten Kombinat beschäftigten 11.000 Männern und Frauen arbeiteten allein 4.000 bis 5.000 im Reifenwerk Fürstenwalde. Auch heute noch ist die nunmehr Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH der wichtigste industrielle Arbeitgeber in der Stadt. Auch Matthias Fleischhauer gehörte einst zu den Reifenwerkern. Zwischen 1973 und 1976 wurde er zum Facharbeiter für Elastverarbeitung ausgebildet. Seine erste Station nach Armee- und Studienzeit führte ihn in ein Jugendforscherkollektiv, das an einem Industrieroboter für die Reifenherstellung arbeitete. Ab 1986 war er dann im Rationalisierungsmittelbau des Reifenwerks in Bad Saarow tätig, einem eigenen Konstruktions- und Fertigungsbereich. An den 9. November 1989 erinnert sich Fleischhauer mit gemischten Gefühlen. »Alles, was man brauchte, war auf einmal vorhanden.« Das traf nicht nur auf den privaten, sondern auch auf den industriellen Bereich zu. Am Ende war der Aufwand, der im gesamten Reifenwerk betrieben wurde, zu hoch und die Arbeitsweise an sich zu unproduktiv für die neuen Regeln der Marktwirtschaft. Betriebsteile wurden geschlossen oder abgestoßen, Beschäftigte entlassen. Von einer gänzlichen Abwicklung kann dennoch keine Rede sein, betrachtet man die Kontinuitäten des Werkes selbst und der anderweitig fortgeführten Betriebs- und Kombinatsteile.
Alles, was man brauchte, war auf einmal vorhanden.