Angekommen

Angekommen

Als Flüchtling in Eisenhüttenstadt

Als Osmel zum ersten Mal nach Eisenhüttenstadt fährt, ist es Januar 1999. Er wird nicht zurückfliegen nach Kuba, wo noch zwei Ermittlungsverfahren gegen ihn laufen. Aus dem Touristen Osmel Brooks Morejón, der seinen Bruder in Magdeburg besucht, wird Osmel Brooks Morejón, Asylbewerber in Eisenhüttenstadt. Daheim hat er Maschinenbau studiert, könnte Karriere machen. Er müsste nur Mitglied der Partei werden. Doch dagegen sträubt er sich. Er schreibt Losungen auf Transparente, organisiert Demonstrationen. Und landet im Gefängnis. In der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZASt) weist man Osmel ein Zimmer zu, wo er mit zwei Kolumbianern und einem anderen Kubaner lebt. »Die Aufnahme als Asylbewerber ist ein wenig wie im Gefängnis. Fotos machen von allen Seiten. Fingerabdrücke. Das kannte ich aus der Untersuchungshaft in Kuba.« Leben in der ZASt bedeutet: dreimal täglich Essen in der Kantine und auf einen Anhörungstermin warten. Wochenlang. Monatelang. Nichts zu arbeiten. Nichts zu lernen. Warten. Nach fünf Monaten wird Osmel als politischer Flüchtling anerkannt. Er geht nach Berlin und fängt mit 36 Jahren von vorn an: als Tellerwäscher, als Handlanger in einer Abbruchfirma. Er bemüht sich um die deutsche Staatsbürgerschaft – erfolgreich. Wird Haustechniker an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. Die Leute in Eisenhüttenstadt, sagt Osmel heute, seien nicht glücklich mit ihnen gewesen. »Es ging nie ohne Sprüche. Und manche haben uns regelrecht gejagt.«

Es ging nie ohne Sprüche!

Eisenhüttenstadt

Zaunwache an der ZABH

Eisenhüttenstadt

Kartenansicht Zaunwache an der ZABH (Foto: Andreas Batke)